In den Marvel-Filmen gibt es die wichtige Regel, dass nicht jeder den Hammer von Thor schwingen kann und dass nur die Würdigen die Kraft haben, ihn aufzuheben.
In der ursprünglichen Mythologie ist Thor zwar aufgrund seiner überragenden Stärke einer der wenigen Menschen, die den Hammer führen können, doch scheint Mjolnir keinerlei verzauberten Schutz zu besitzen.
Das erfahren wir in der Geschichte von Thrym, dem Riesenkönig, der Thors Hammer gestohlen hat. Aus dieser Geschichte geht auch die Idee hervor, dass Thor eine Frau wird (ja, das ist die Handlung von Thor: Love and Thunder), denn Thor muss sich als die Göttin Freyja ausgeben, um seinen Hammer zurückzuholen.
Schauen wir uns Thrym und seine Geschichte einmal genauer an.
König der Jotar
In der Geschichte ist Thrym nicht nur irgendein Riese, den die Wikinger Jotar nannten. Er ist der König von Jotunheim, dem Heimatland der Riesen.
Der mächtige König will die perfekte Braut, und er hat Freyja, die Göttin der Liebe, im Visier. Da er jedoch weiß, dass sie ihn niemals akzeptieren wird, heckt er einen Plan aus, um ihre Hand zu erzwingen. Sein Plan: Er will Thors Hammer stehlen und das Lösegeld für Freyja erpressen.
Wie genau Thrym es geschafft hat, den Hammer zu stehlen, ist leider nicht überliefert, aber Thor wacht eines Tages auf und stellt fest, dass sein Hammer verschwunden ist. Er wendet sich an Loki, der ihm helfen soll, herauszufinden, was mit seinem wertvollen Besitz geschehen ist.
Loki leiht sich den gefiederten Mantel von Freyja, um durch den nordischen Kosmos zu fliegen und das Schicksal des Hammers zu bestimmen.
Loki scheint sich bei seinen Ermittlungen recht früh auf Thrym zu konzentrieren und fragt den Riesen einfach, ob er es gesehen hat.
Thrym gibt sofort zu, dass er den Hammer gestohlen und ihn acht Meilen unter der Erde versteckt hat. Er sagt, dass er ihn nur demjenigen aushändigen wird, der ihm Freyja zur Braut bringt.
Heimdalls Plan
Als Loki zurückkehrt, verlangt Thor, dass er sofort die Wahrheit über das, was er erfahren hat, erzählt und fügt den Spruch ein: „Wenn man sitzt, vergisst man, und wenn man lügt, lügt man“.
Loki erzählt die Geschichte, und Thor befiehlt der Liebesgöttin Freyja sofort, ihre Brautkleider anzuziehen, denn sie sind auf dem Weg nach Jotunheim.
Sie macht seinem Plan, sie gegen Mjolnir einzutauschen, schnell einen Strich durch die Rechnung und lehnt wütend ab.
Die Götter versammeln sich, um zu entscheiden, was zu tun ist, und Heimdall schlägt vor, dass Thor die Brautwäsche von Freyja anzieht und Brisingamen trägt, die atemberaubende Halskette von Freyja, ohne die sie nie ist. Dann kann er nach Jotunheim gehen und sich als Freyja ausgeben, um seinen Hammer zu holen.
Thor ist fast so empört wie Freyja über den Vorschlag, seine Männlichkeit auf diese Weise zu kompromittieren, aber Loki überzeugt ihn, dass dies der einzige Weg ist, und erklärt sich bereit, Thor in die Halle von Thrym zu begleiten, um die Aufgabe zu erfüllen.
Thryms Hochzeitsmahl
Loki lässt Thrym wissen, dass Freyja in die Hochzeit eingewilligt hat, um den Hammer zurückzubekommen. Er befiehlt seinen Leuten, den Saal für ein Hochzeitsfest vorzubereiten.
Er rühmt sich auch: „Auf meinem Hof grasen Rinder mit goldenen Hörnern. Es sind reine schwarze Ochsen, eine Freude für Riesen. Ich habe Schätze in Hülle und Fülle und herrsche über große Reichtümer. Das einzige, was mir fehlt, ist Freyja.“
Loki und Thor treffen in der Halle ein und scheinen Thrym davon zu überzeugen, dass Thor Freyja ist. Dies ist vor allem auf die Einmischung von Loki zurückzuführen, der ein Gestaltwandler ist und die Gestalt von Freyjas Dienstmädchen annehmen könnte.
Thor verging sich fast an seinem ungeheuren Appetit, aß einen Ochsen und acht ganze Lachse und trank drei Maß Met.
Thrym kommentiert das, aber Loki als Jungfrau deutet an, dass Freyja acht Nächte lang nichts gegessen hat, weil sie sich auf die Hochzeit in Jotunheim freut.
Später bückt sich Thrym unter dem Brautschleier, um Freyja zu küssen, springt aber aus Angst zurück. Er erklärt ihr, dass sie flammende Augen hat.
Wieder mischt sich Loki ein und sagt, dass Freyjas Vorfreude bedeutet, dass sie auch acht Nächte lang nicht geschlafen hat.
Bevor das Fest zu Ende geht, bittet eine arme Riesin Freyja, ihr als Zeichen der Freundschaft einen der goldenen Ringe von ihren Fingern zu geben, was Thor ablehnt.
Thors Rache
Die Scharade geht weiter, bis es schließlich an der Zeit ist, die Ehe zu vollziehen. Dazu muss Thrym den Mjolnir hervorholen, denn er wurde auch dazu benutzt, wichtige Ereignisse wie Hochzeiten zu heiligen.
Thrym ruft nach dem Hammer, damit er ihn seiner Braut zum Segen in den Schoß legen kann.
Sobald Thor den Hammer in der Hand hat, erschlägt er natürlich Thrym und alle seine Riesen, die bei der Zeremonie anwesend sind. Die letzte Person, die er tötet, ist die Riesin, die ihn um die goldenen Ringe gebeten hat und sagt, dass: „Anstelle der Ringe erhielt sie das Zeichen von Mjolnir.“
Das Fazit
Diese Geschichte verrät einiges über die Überlieferungen zu Mjolnir, insbesondere, dass nicht nur Thor die Waffe führen konnte und dass sie zu wichtigen Anlässen wie Hochzeiten verwendet wurde.
Aber was die Geschichte vielleicht mehr aussagt, ist die Rolle der Frau in der Wikingerkultur. Von Freyja wird erwartet, dass sie eine strategische Ehe eingeht, um ihrem Clan zu gefallen, obwohl sie als Göttin die Macht hat, sich zu verweigern. Wenn Thrym über Freyja und sein Verlangen nach ihr spricht, betrachtet er sie als Eigentum, das seinen Besitz weiter bereichern wird.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Botschaften in der Geschichte von Thrym?